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Fühlst du dich angespannt? Dein Umgang mit Stress, im Einklang mit deinem Konstitutionstyp

von Jo Webber, Leiterin der Abteilung Kräuterkunde bei Pukka, Ayurveda-Therapeutin und Yogalehrerin

Stress – bis zu einem gewissen Grad betrifft er uns alle. Und tatsächlich ist Stress zu einem Kennzeichen des modernen Lebens geworden. Aber obwohl Stress ein ganz natürlicher Teil des Lebens ist (und einfach dazugehört), gibt es doch zwei sehr unterschiedliche Arten von Stress: der Stress, der uns guttut und motiviert – also produktiver Stress – und der Stress, der die Ursache vieler gesundheitlicher Probleme ist.

In geringen Dosen hat Stress viele Vorteile; er kann dir dabei helfen, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen, dich motivieren, deine Ziele zu erreichen, dir dabei helfen, Aufgaben effektiver zu erledigen, und sogar das Gedächtnis ankurbeln. Und natürlich ist Stress ein lebenswichtiges Warnsystem, das die Kampf-oder-Flucht-Reaktion (Fight-or-Flight-Response) auslöst. Sie sorgt dafür, dass wir angemessen auf Gefahren reagieren – zum Beispiel, wenn wir einem fahrenden Auto mit einem Sprung ausweichen.

Anhaltende Stressphasen jedoch, und die aus ihnen resultierende andauernde Stimulation des sympathischen Nervensystems, können den Körper schwächen. Dies kann unter anderem zu Schlaflosigkeit, nervlicher Erschöpfung, ‚Burnout‘, Abgeschlagenheit und geschwächten Abwehrkräften sowie zu psychischen Problemen wie Angststörungen und Depressionen führen.

Jo Webber, Leiterin der Abteilung Kräuterwissen bei Pukka, Ayurveda-Therapeutin und Yogalehrerin, hat Folgendes dazu zu sagen: „Im Ayurveda, der ‚Wissenschaft des Wohlbefindens‘, die vor mehr als 5.000 Jahren in Indien entstand und bis heute praktiziert wird, wird Stress als eine Störung des Nervensystems angesehen. Dieses lässt sich durch eine zu starke Stimulation der Sinne, zu viel Nahrung, zu viel Zeitdruck und zu viel zu tun leicht irritieren. Zusätzlich wird im Ayurveda aber berücksichtigt, dass das, was eine Person stresst, bei einer anderen eine neutrale oder sogar positive Reaktion hervorrufen mag. Indem wir unser Dosha, oder unseren Konstitutionstyp verstehen lernen, können wir herausfinden, was unsere persönlichen Stressoren sind.“

Unsere Reaktion auf Stress zu regulieren ist eines der wirksamsten Mittel zur Förderung unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens. Das kann bedeuten, sich neue Gewohnheiten zuzulegen, die uns dabei unterstützen, besser mit Stress umzugehen.

Im Folgenden macht Jo einige Vorschläge zum Thema Ernährung, Lebensstil und Kräuter für die verschiedenen Doshas – denn natürlich gibt es keine Einheitslösung, wenn es für uns alle darum geht, regelmäßiger Momente der Ruhe zu finden.

Wie wäre es vorab mit unserem schnellen und kostenlosen Dosha-Selbsttest, um deinen Konstitutionstyp herauszufinden?

Vata-Typ

Vata-Typen sind ein bisschen wie elektrischer Strom; energiegeladen, schnell und schier platzend vor Inspiration, Enthusiasmus und neuen Ideen. Sie benötigen warme und erdende Speisen, Kräuter und Lebensgewohnheiten, um ihrer luftigen Natur entgegenzuwirken. Sie sind von Natur aus anfälliger für Stress, weil er ihr Dosha verstärkt, was sich in Form von Furcht, Angstzuständen, Panik, Schlaflosigkeit, Gefühlen der Isolation und Appetitsverlust niederschlägt.

Menschen, bei denen Vata dominiert, reagieren häufig empfindlich auf Veränderungen im Leben, die in ihnen Gefühle von Angst oder Panik hervorrufen können. Andere Vata-typische Reaktionen auf Stress sind Schreckhaftigkeit, beispielsweise bei lauten Geräuschen, die Unfähigkeit, sich zu entspannen und Herzklopfen.

Du kannst Vatas kühle, leichte, feinsinnige und sprunghafte Eigenschaften ausgleichen, indem du seine gegensätzlichen Eigenschaften verstärkst – das heißt, mehr Wärme, mehr Ruhe und mehr Erdung.

Eine stabile, tägliche Routine ist entscheidend, um das Vata Dosha auszugleichen und Stressaufbau zu vermeiden.

Versuche, deinen Tagesablauf so zu planen, dass du täglich Zeit für Besinnung und Meditation übrighast, in der du stillsitzen und tief durchatmen kannst. Es muss nicht immer eine halbe Stunde sein, sogar eine Minute kann bereits wirksam sein. Deinen Sinnen eine Pause zu gönnen ist wichtig für dich, also schließe deine Augen an einem ruhigen Ort und genieße die Ruhe.

Erinnere dich selbst daran, dass deine rasenden Gedanken dich nicht definieren, und übe dich darin, sie bewusst zu beobachten, anstatt von ihnen überrannt zu werden.

Auch Mahlzeiten zu festen Zeiten einzunehmen, hilft diesem Konstitutionstyp, sich ruhig und geerdet zu fühlen. Nutze Mahlzeiten als Chance, herunterzufahren, zur Ruhe zu kommen und dich auf das Essen zu konzentrieren, statt Multitasking zu betreiben.

Reduziere ungekochte Speisen auf ein Minium, da sie Vata verstärken, und konzentriere dich stattdessen darauf, dich zu nähren, indem du mehr warme und gekochte Speisen zu dir nimmst, die hochqualitative Fette enthalten, die dein Nervensystem unterstützen.

Eine entspannende Massage, eine Runde Schwimmen, eine Tai Chi- oder Yogastunde kann dir dabei helfen, dich geerdeter zu fühlen, wenn der Fokus dabei auf fließenden Bewegungen, Atemtechniken und der Verbindung von Körper und Geist liegt.

Du bist wahrscheinlich eine sehr kreative Person und arbeitest vielleicht sogar in einem kreativen Arbeitsumfeld, aber trotzdem ist es wichtig, sich regelmäßige Pausen vom kreativen Denken zu nehmen.

Außerdem ist es essenziell für dich, dir regelmäßig Zeit zu nehmen, alleine zu sein oder in Gesellschaft von Menschen, die für dich da sind. Wie wäre es zum Beispiel mit regelmäßigen Spaziergängen in der Natur, alleine oder mit jemandem, der dich bestärkt?

Und zu guter Letzt kann es ausgleichend wirken, täglich um die gleiche Zeit ins Bett zu gehen, am besten gegen 22 Uhr. Dies wird dir dabei helfen, die körperliche Erholung zu bekommen, die du als typischer Frühaufsteher benötigst.

Pitta-Typ

Pitta-Typen sind wie ein leuchtendes Feuer, konzentriert, selbstbewusst und zielstrebig. Sie haben einen wachen Geist und sehr gute organisatorische Fähigkeiten. Sie brauchen kühlende und beruhigende Speisen, Kräuter und Lebensgewohnheiten, um ihre feurige Natur auszugleichen. Pitta-Typen sind resolut, scharfsinnig und drücken sich deutlich und selbstbewusst aus. Sie haben häufig starke Meinungen und es fällt ihnen leicht, Entscheidungen zu treffen.

Pitta-dominante Menschen werden vom Element Feuer dominiert und neigen dazu, sich aus der Ruhe bringen zu lassen, wenn sie unerwartet unter Druck gesetzt wird. Dies kann sich in erhöhter Reizbarkeit, Frustration und Wut niederschlagen. Außerdem stellen sich Pitta-Typen gerne einmal Herausforderungen, obwohl diese sie erschöpfen, was zu ‚Burnout‘ führt.

Körperliche Symptome als Reaktion auf Stresstrigger beinhalten bei Pitta-Typen verstärktes Schwitzen, säurebedingte Magenbeschwerden und Sodbrennen, Durchfall und Bluthochdruck.

Versuche, deine Alltagsroutine etwas behutsamer anzugehen, indem du deine Verpflichtungen herunterschraubst und dich darin übst, auch einmal ‚Nein‘ zu zusätzlichen Aufgaben zu sagen. Versuche auch, genauer darauf zu achten, in welchem Ausmaß du dich selbst beurteilst und deinen Drang nach Perfektion loszulassen.

Versuche, deinen Tagesablauf so zu planen, dass du täglich Zeit für Besinnung und Meditation hast. Nutze diese Zeit, um durch das Verlangsamen deiner Gedanken Ruhe in deinen Geist zu bringen, beispielsweise indem du dir eine friedliche Szenerie vorstellst.

Reduziere scharfe, salzige und saure Speisen (wie zum Beispiel Chilis, Chips und Alkohol) auf ein Minimum, da sie Pitta verstärken.

Anregungsmittel wie Alkohol und Koffein zu vermeiden kann auch dabei helfen, einen ruhigen Geist zu bewahren.

Treibe deinen regelmäßigen Sport so, dass der Fokus auf Spiel und Spaß liegt, statt auf Wettbewerb. Im Gegensatz zu kompetitiven Teamsportarten sind Wandern, Klettern und Schwimmen in kaltem Wasser ideal für Pitta-Typen.

Es ist wichtig für dich, dir regelmäßige Auszeiten von ‚geistiger Aktivität‘ zu gönnen. Dafür sind Spaziergänge in der Natur ideal. Sie können auch dabei helfen, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken, vor allem wenn du währenddessen weit in den Horizont sehen kannst.

Außerdem solltest du dir regelmäßig die Zeit und den Raum nehmen, mit einer Vertrauensperson, der du dich öffnen kannst, über deine Gefühle zu reden.

Eine kalte Dusche ist ein gutes Gegenmittel, wenn du dich ‚überhitzt‘ fühlst.

Eine abendliche Meditation zum Herunterfahren kann dir als Nachteule dabei helfen, Projekte ‚abzuschalten‘.

Kapha-Typ

Kapha-Typen sind wie ein friedlicher See, kühl, ruhig und beständig, mit einem loyalen, resilienten Charakter. Sie brauchen wärmende und stimulierende Speisen, Kräuter und Lebensgewohnheiten, um ihre kalte und schwere Natur auszugleichen. Kapha-Typen sind konstante, starke und geerdete Individuen, die oft alles im Griff haben. Sie sind zuverlässig, voller Liebe und Mitgefühl, und haben eine ruhige und stoische Natur.

Der Kapha Dosha-Typ wird durch das Element Erde dominiert und hat krisenfeste und geerdete Eigenschaften. Kapha-Typen können den vielen Stresstriggern des modernen Lebens am besten standhalten. Auf der anderen Seite reagieren sie auf stressige Situationen häufig, indem sie Veränderung verweigern, und begegnen Herausforderungen mit Sturheit oder Rückzug.

Der Kapha-Konstitutionstyp neigt außerdem dazu, sich mit Essen, insbesondere Süßspeisen, über Stress hinweg zu trösten, was zu einem Gefühl von Schwere und mangelnder Motivation führen kann. Auf emotionaler Ebene hat dieser Typ auch eine gewisse Tendenz, besitzergreifend zu werden und dabei manchmal an nicht konstruktiven Gefühlen festzuhalten.

Versuche, dich täglich zu motivieren und energetisieren, zum Beispiel indem du regelmäßige Zeiten für Aktivität einplanst, vor allem an der frischen Luft.

Versuche, offener für Veränderungen zu sein und auszuprobieren, wie es sich anfühlt, häufiger ‚Ja‘ zu sagen.

Meditation mit Bewegung zu kombinieren, kann dir dabei helfen, aufmerksam zu bleiben, vielleicht in Form von Gehmeditation.

Es ist angeraten, langes Ausschlafen und Nickerchen tagsüber zu vermeiden, da sie Gefühle von Schwere im Körper und Geist verstärken können.

Du kannst Kaphas kalten, feuchten und schweren Charakter stärken, indem du Speisen zu dir nimmst, die mehr als zur Hälfte aus Gemüse bestehen und überwiegend bittere und kräftige (scharfe) Aromen enthalten.

Versuche, in stressigen Zeiten nicht zu kalten und schweren Trostspeisen wie Käse, Weizen und Süßspeisen zu greifen.

Achte darauf, deinem Körper regelmäßig Bewegung zu gönnen, die ihn herausfordert und dir dabei hilft, deine Gefühle zu verarbeiten. Dafür eignen sich zum Beispiel Laufen, Radfahren, Kardio-Workouts und stramme Spaziergänge oder Wandern.

Versuche, dich angesichts einer stressigen Situation nicht in einen ‚Winterschlaf‘ zurückzuziehen oder deine Gefühle zu unterdrücken. Es ist wichtig, dass du dir die Zeit und den Raum nimmst, um über deine Gefühle zu reden.

Ein Tagebuch zu führen, kann dir ebenfalls dabei helfen, dich auszudrücken und Gefühle loszulassen, die dir nicht mehr guttun.

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